Autorenlesung Thomas Muggenthaler

Beginn: 

Freitag, 22. Februar 2013 - 20:00

Eintritt: 

5 €

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Thomas Muggenthaler: "Verbrechen Liebe": Von polnischen Männern und deutschen Frauen - Hinrichtungen und Verfolgung in Niederbayern und der Oberpfalz während der NS-Zeit

Thomas Muggenthaler erinnert an ein völlig vergessenes Kapitel nationalsozialistischer Verbrechen: Die Hinrichtungen von Zwangsarbeitern in Niederbayern und der Oberpfalz. Der Journalist entdeckte im Staatsarchiv Amberg einen umfangreichen Akt, der die Exekutionen von 22 Polen belegt, die von 1941 bis 1943 in der Nähe ihres Arbeitsplatzes erhängt wurden. Thomas Muggenthaler dokumentiert zudem die Schicksale von vier Zwangsarbeitern, die in Konzentrationslagern hingerichtet wurden oder dort gestorben sind.

Der Autor erzählt im dritten Kapitel des Buches die Geschichte zweier polnischer Zwangsarbeiter, die das Glück hatten, ihre Verfolgung zu überleben.

Vielfach war der Grund für die Hinrichtungen ein verbotenes Liebesverhältnisse mit deutschen Frauen. Verantwortlich für diese sogenannten „Sonderbehandlungen“ waren die Geheime Staatspolizei in Regensburg und das Reichssicherheitshauptamt in Berlin. Prozesse gab es nicht. Die Hinrichtungen vollzogen Kommandos aus den Konzentrationslagern Flossenbürg und Dachau. Die Opfer wurden meist etwa ein halbes Jahr vor ihrer Hinrichtung verhaftet und in Gefängnissen der Region, aber auch im KZ Flossenbürg inhaftiert, bis die Entscheidung über Tod oder Leben gefallen war. Die Tatorte lagen immer etwas außerhalb Dörfer, in denen die Männer beschäftigt waren. Zur Abschreckung wurden die polnischen Zwangsarbeiter aus der Umgebung an dem Erhängten vorbei geführt. Später fanden diese Exekutionen im KZ Flossenbürg statt. In den 1950er Jahren sichtete die Justiz in einem Verfahren gegen ehemalige Gestapo-Leute die NS-Akten und ließ Beteiligte vernehmen.

Der Autor leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung eines vernachlässigten Kapitels der Geschichte des Dritten Reiches in Niederbayern und der Oberpfalz. Er zeichnet das verbrecherische Wirken der Gestapo-Stelle Regensburg nach und verdeutlicht, wie das KZ Flossenbürg in das nationalsozialistische Repressionssystem in Niederbayern und der Oberpfalz eingebunden war.